Die Lage von Friesack 4 in Deutschland und ein Luftbild, das die Situation der Grabungsflächen von Friesack 4 und Friesack 27 im Rhinluch verdeutlicht. Grafik: Google und Birgit Gehlen.

Im ersten Antragszeitraum des DFG-Projektes „Die Feuersteinartefakte der mesolithisch-neolithischen Moorfundstelle Friesack 4, Lkr. Havelland (Land Brandenburg) –  Stratigraphie, Formen, Technologie, Vergleich, Gebrauchsanalyse“ wurde die komplexe Stratigraphie des Moorfundplatzes Friesack 4 mit einer Harris-Matrix untersucht. Die Mikrolithen und Kerbreste der mesolithischen Schichten wurden in stratigraphischer Abfolge nach typologischen und technologischen Gesichtspunkten erfasst und statistisch analysiert. Mithilfe einer Korrespondenzanalyse wurde die Häufigkeit der definierten Mikrolithtypen in Bezug auf die stratigraphisch aufeinanderfolgenden Schichten ausgewertet. Die sich daraus ergebenden Verteilungen sowie die 14C-Daten und sedimentologische Beobachtungen waren die Grundlage für die teilweise Zusammenfassung von Ablagerungen zu Schichtkomplexen. Im zweiten Antragszeitraum wurden die sonstigen Feuersteinartefakte (Grundformen und sonstige Geräte) in Stichproben pro Schichtkomplex merkmalanalytisch erfasst und statistisch ausgewertet. Die Ergebnisse dieser Analysen wurden hinsichtlich ihrer generellen Aussagen zu lokalen Techniktraditionen sowie zur Nutzungsgeschichte betrachtet und interpretiert. Die sich bereits nach Auswertung der Mikrolithen andeutenden regionalen Traditionsstränge und sozialen Kontakte mesolithischer Bevölkerungen zwischen Schleswig-Holstein und Südwest-Deutschland wurden am sonstigen lithischen Fundmaterial anhand von schlagtechnischen Traditionen und von Untersuchungen hinsichtlich der funktionalen Variabilität von Fundstellen weiter herausgearbeitet. Friesack 4 wird damit für lange Zeit die wichtigste Referenzstratigraphie für das nördliche Mitteleuropa sein, auf die sich zukünftige Forschungen stützen können. Die Nutzungsanalyse der Feuersteinwerkzeuge anhand mikroskopischer Gebrauchsspuren, die am Material von Friesack 4 aufgrund des guten Erhaltungszustandes der Silices sehr erfolgreich von Dr. Alfred Pawlik durchgeführt werden konnte, zeigen im Wesentlichen Arbeiten im Zusammenhang mit Holz-, Knochen- und Geweihbearbeitung sowie Schäftung und Entschäftung von Silexwerkzeugen an. Diese Ergebnisse decken sich gut mit der allgemeinen Fundsituation in Friesack 4, die durch die überaus zahlreichen organischen Abfälle und Artefakte charakterisiert wird.

DFG-Projekt Friesack 4

A Microlith Sequence from Friesack 4, Brandenburg, and the Mesolithic in Germany
from: Ph. Crombé, M. Van Strydonck, j. Sergant, M. Boudin, M. Bats (eds.)(2009). Bibliographie see "DFG-Projekt Friesack 4"
Gehlen_Brussels_2009.pdf
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